Author : Anne

652 | Wach. Es ist 6.00 Uhr.

Versuche, zu atmen. Die Luft durch meine Lunge strömen zu lassen. Es gelingt mir besser. Ob ich es Josef beibringen kann? Das Atmen? Mit ihm üben? Ach, denke ich. Ach. Sie hört nicht auf. Meine Fürsorge für meinen Josef.

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651 | Ich schalte den Wecker aus. Es ist 6.20 Uhr.

Wir wissen es nicht. Wissen einfach nicht in welchem Zustand sich Josef befindet. Schläft er? Ist er wach? Nicht mehr zu unterscheiden. Sie gehen ineinander über. Die Zustände. Schlafen. Wachsein. Schweben. Schweben. Dazwischen. Darin.

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650 | Ich bin wach. Schalte den Wecker aus.

Er schläft. Ist sediert. In einer anderen Welt. In seinem Körper. Viele Medikamente. Medikamente, die ihn beruhigen. Ihn schlafen lassen. Ihm die Krämpfe nehmen. Sie ihn nicht spüren lassen. Schmerzen nehmen sie auch.

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649 | Um 6.30 Uhr klingelt der Wecker.

Habe das Gefühl, Josef verraten zu haben. Mir laufen Tränen. Ich schäme mich. Dafür. Und dann. Habe ich keine Kraft dafür. Gerade. Für die Betroffenheit der Anderen. Schon aufgebraucht. Meine Energie dafür. In dieser Woche.

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648 | Vor dem Weckerklingeln bin ich wach.

Er wird sterben. Da ist dieser Satz, vor dessen Wirkung ich mich nicht schützen kann. Der in mir hallt. Wie eine Gewissheit. Von der ich behaupte, sie zu haben. Diese Gewissheit. Das Wissen darum. Das Spüren.

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647 | Um 6.30 Uhr klingelt der Wecker.

Was erwarte ich denn? Was? Dass alle Menschen ihre eigene Betroffenheit ablegen? In der Begegnung mit mir? Mit uns? Und. Trotzdem habe ich keine Energie dafür. Zu trösten. Verständnis zu haben.

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