Author : Anne

611 | Um 6.30 Uhr bin ich wach.

Und merke, ich kann sie nicht ziehen lassen. Die Anspannung, weil ich aufmerksam sein muss. Verantwortung trage. Für meine Kinder. Für Josef. Für Klara. Kann mich nicht einfach fallen lassen. Den Tag den Tag sein lassen.

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610 | Der Wecker klingelt um 7.00 Uhr.

Ich lege mich mit Josef in die Nestschaukel. Sein Kopf lege ich auf meine Brust. Auf mein Herz. Hoffe, es hilft ihm. Hilft ihm, sich zu beruhigen. Gleichmäßiger zu atmen. Noch ein wenig bei uns zu bleiben. Hoffen. Hoffen. Hoffen.

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609 | Um 6.00 Uhr bin ich wach.

Die Herzfrequenzen sind hoch. Trotz Schmerzmedikamente. Es ist dann gerade so, sagt die Ärztin. Josef stirbt, sagt sie. Mein Herz. Ein Riesenschmerz. Es trifft mich gerade. Weil ich mir doch wünsche, dass er heute noch bei uns bleibt.

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608 | Es ist 6.15 Uhr. Ich bin wach.

Sie möchte etwas tun. Um die Situation zu verändern. Verurteilt uns dafür. Dass wir, in ihren Augen, nichts tun. Sie nicht erleichtern. Weil es so schwer auszuhalten ist. Das alles sagt sie nicht. Sie sagt, ihr müsst ja selber wissen.

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607 | Es klopft an der Tür.

Ein Morgenbad, mein Josef. Ein Morgenbad. Klara ist wach. Möchte mit in die Wanne. Die Schwester lassen wir in Josefs Zimmer. Zu intim die Badesituation mit den Kindern. Es ist schön. Klara setzt ihr Taucherbrille auf.

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606 | Der Wecker klingelt um 7.00 Uhr.

Josef ist stabiler. Die Situation ist stabiler. Wir sind erschöpft. Schmerzhafttraurig. Es lassen sich keine Worte finden für meinen inneren Zustand. Keine Worte. Wir reden lange. Über das Aushalten. Halten. Aushalten. Das Verorten.

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