, Krankenhaus
Es schneit heute. Oh ja. Decke bitte all den Schmerz zu, Schnee. Ich rufe in der Klinik an. Hier ist die Mama von Josef. Wie geht es ihm? Die Nacht? Wie war die Nacht?
Ruhig. Er hat besser geschlafen. Viel Sekret war abzusaugen. Wir kommen. So gegen 9.00 Uhr sind wir da.
Nach dem Telefonat pumpe ich Milch ab. Klara ist schon wach und freut sich über den Schnee. Schön weiß ist es draußen und ruhig. Wir frühstücken.
Dann bringen wir Klara in die Schule. Vor dem Tor wartet das Mädchen. Gemeinsam hüpfen beide in die Schule. Sie scheinen sich gut zu verstehen. Ich freue mich für Klara. Hüpfen tut so gut.
Wir fahren durch den Berufsverkehr in die Stadt. Der Schnee verursacht Chaos und wir kommen nur langsam voran. Um 9.30 Uhr sind wir endlich da.
Wir eilen durch die Notaufnahme. Die Treppe rauf. Den Gang runter. Wir klingeln. Die Schleuse öffnet sich. Den Gang runter. Dann rechts. Wir schließen unsere Sachen ein, desinfizieren unsere Hände. Ich stelle die Milch in den Kühlschrank. An den beiden Inkubatoren vorbei gehen wir in das Zimmer von Josef.
Guten Morgen, lieber Josef. Wir sind da. Josef ist wach. Heute ist wieder Badetag. Ich freue mich darüber, weil Josef es so genießt, im Wasser zu sein. Ich ziehe ihn vorsichtig aus. Vorsichtig mit der Nasensonde sein. Damit sie nicht rausrutscht.
Josef wird gewogen. Die Schwester hat die Wanne auf der anderen Station schon vorbereitet. Ich wickle Josef in ein Handtuch und trage ihn auf die andere Station. Uli nimmt die frischen Sachen mit. Dein Papa badet dich jetzt, lieber Josef.
Josef schwebt im Wasser. So schön ist unser Josef. Ein schönes Kind haben wir. Nach dem Baden ziehe ich Josef vorsichtig an. Die Schwester zeigt mir, wohin ich die Elektroden für die Überwachung auf Josefs Oberkörper kleben muss. Damit ich es auch für zu Hause weiß. Danke. Die Kabel schauen unten aus Josefs Body raus.
In Josefs Zimmer lege ich Josef auf meinen Schoß und sondiere ihm langsam seine Frühstücksmilch.
Gegen Mittag kommt die Physiotherapeutin. Wir fragen, ob Josef überhaupt in der Babyschale sitzen kann? Wegen dem Sekret. Wir wollen doch nächste Woche nach Hause. Sie schaut sich Josef an. Dreht und wendet ihn. Beobachtet ihn. Sie meint, bringen Sie die Babyschale morgen mit. Wir schauen, ob es gehen kann. Das machen wir.
Der Stationsarzt kommt kurz vorbei, wir unterschreiben die Patientenverfügung für Josef.
Am Nachmittag kommt dann der Vertreter. Er ist im Anzug. Drei Kästen hat er dabei. Er packt ein graues Gerät aus. Das ist ein Absauggerät. Darf ich vorstellen: eine Absauge und ein Monitor. Er hat uns eine transportable und eine nicht transportable Absauge mitgebracht.
Er erklärt uns dieses Gerät, und ich bin so froh, dass Uli dabei ist. Ich kann mir kaum etwas merken. Nur dass der Katheter auf den Schlauch gesteckt wird. Dann gibt es einen Regler, mit dem der Druck eingestellt wird. Anschließend kann Josef abgesaugt werden.
Das Gerät brummt sehr laut. Uli probiert, Josef mit dem Gerät abzusaugen. Es funktioniert. Die nächsten Tage wollen wir Josef mit dieser Absauge absaugen. Zum Üben.
Der Vertreter packt den Monitor aus. Er erklärt, wie er funktioniert. Stellt Alarmgrenzen ein. Erklärt, wo genau die Elektroden auf Josefs Oberkörper geklebt werden sollen. Erklärt. Erklärt und erklärt.
Nach einer Stunde bittet er mich, zu unterschreiben, dass ich die Geräte erhalten habe. Nach Gebrauch müssen wir sie wieder abgeben. Die Geräte gehören der Krankenkasse. Er meint, er habe schon einiges erlebt. Manche würden die Geräte über Ebay verkaufen. Wie bitte?
Ich unterschreibe etwas irritiert. Der Vertreter gibt uns noch Kontaktdaten zu der Firma, über die wir die Sensoren und das Zubehör für die Absaugen bestellen sollen. Der Sauerstoff wird wohl auch von dieser Firma geliefert. Wir sollen uns dort melden. Gut. Machen wir. Gut. Wir stecken die Unterlagen ein. Auf Wiedersehen, Herr Vertreter.
Nach dem Gespräch atmen wir erst einmal durch. Wir verstauen die Absaugen, den Monitor und die Katheter in Josefs Zimmer. In die Ecke am Fenster.
Josef, lieber Josef, bald kommst du nach Hause. Nun fahren wir los. Zu deiner Schwester.
Wir holen Klara ab. Die Erzieher gehen uns aus dem Weg. Ich täusche mich nicht. Klara und ich gehen durch den Schnee nach Hause. Uli kommt mit dem Auto nach. Einen guten Tag hatte Klara. Klara, wie heißt denn das Mädchen? Emma, sagt sie.
Zu Hause fahren wir den Rechner hoch. Josefkino. Josef ist gar nicht zu sehen. Nur ein Zettel. Auf dem steht: Ich kuschele mit der Schwester. Ich bin so dankbar. Schlaf gut, lieber Josef. Schlaf gut, liebe Klara.
Zuletzt aktualisiert am: 29.12.2019